Der eingefleischte Anzugträger weiß, beschäftigt man sich zum ersten Mal mit der Thematik Maßanzug scheint man schnell mit den gebotenen Möglichkeiten der Ausführungen überfordert. Es beginnt mit der Entscheidung Maßkonfektionär oder echter Maßanzug. Die Unterschiede werden hier beschrieben.
Hat man diese Entscheidung getroffen, werden die Unsicherheiten aber nicht weniger und es können noch sehr viele Fehler das gewünschte Resultat schmälern.
Gleich zu Beginn möchte ich gleich das größte Missverständnis ausräumen: Ein Anzug eines namhaften Markenlabels muss nicht zwingend auch perfekt passen. Zu viele Faktoren spielen hier eine Rolle. Und ja, teurer ist besser. Zumindest wenn man einen Stangenanzug mit einem Maßanzug vergleicht. Womit wir auch schon bei einer unserer ersten Todsünden wären.
Todsünde 1: Geiz
Auch wenn heutzutage ein Maßanzug, durch maschinelle Fertigung viel günstiger geworden ist, so bleibt es dennoch ein Unikat, also eine Einzelanfertigung, für die ein eigener Schnitt angefertigt werden muss. Bei Stangenanzügen passt dieser Schnitt für 1000 Anzüge und mehr. Aufgrund dessen ist der Arbeitsaufwand bei einem Maßanzug, auch mit modernen Nähmaschinen, weit höher als bei einem Stangenanzug. Dazu werden für Maßanzüge ausgewählte Stoffe von hoher Qualität, im Regelfall 100% Schurwolle, verwendet, was den Preis eines Maßanzuges natürlich auch etwas gegenüber einem Anzug von der Stange, der z.T. aus Mischung mit hohem Polyesteranteil besteht, verteuert. So wird auch heute ein guter Maßanzug noch immer seinen Preis kosten.
Todsünde 2: Maßkonfektion
Es gibt heutzutage viele s.g. Maßkonfektionäre, die dann Ihre Ware als maßgeschneidert anbieten. Was dann aber mit s.g. Schlupfjacken als Basisgröße nur an die Gegebenheiten des Körpers angepasst werden. Ein Nachteil hierbei ist, dass der Schnitt des Anzugs dabei auf der Strecke bleibt, da er nur ungefähr den Körperproportionen angepasst wurde. Dabei kommt es auch hier sehr häufig vor, dass zunächst minderwertigere Stoffe mit hohem Polyesteranteil angeboten werden um den Basispreis niedrig zu halten und dann auch noch jedes gewünschte Attribut, das einen Maßanzug ausmacht, extra berechnet wird und damit der am Ende maßkonfektionierte Anzug genauso viel kostet wie ein echter Maßanzug.
Todsünde 3: Falsche Einschätzung der eigenen Maße
Das gilt natürlich nur beim Kauf von der Stange, ein Maßschneider wird Ihre Maße korrekt erfassen und den Schnitt dazu exakt herstellen.
Kauft man aber einen Anzug von der Stange so passiert es häufig, da die Konfektionsgrößen meistens nicht mehr den heutigen Gegebenheiten der Körperformen entsprechen, dass Schulterbreite oder Ärmellänge nicht zusammen passen. Die letzte Anpassung fand vor 25 Jahren statt. Die Krux dabei ist, wählt man eine „passende“ Größe, so kommt es häufig vor, dass entweder die Ärmel zu kurz sind oder die Schultern zu breit. Wählt man einen Sakko der in der Schulter passt so sind meistens die Ärmel zu kurz. Passen die Ärmellängen so kann man fast davon ausgehen, dass der Anzug in der Schulter zu breit ist und man dann aussieht wie ein Preisboxer. Dabei ist gerade das Schulter- und Ärmelmaß eines der wichtigsten Maße eines Anzugs.
Todsünde 4: Sie legen keinen Wert auf Stil.
Leider ist häufig so, dass wir Männer, was Stil angeht, nicht immer darauf bedacht sind das auch auszuleben. Dabei ist es, auch wenn man das nicht immer bemerkt, häufig die Ursache für Erfolg und Misserfolg. Ob im Geschäftsleben oder bei einem Date. Denn unser Gegenüber nimmt das bewusst oder unbewusst in jedem Fall wahr.
Todsünde 5: Anzug und Anlass
Der Smoking ist ein toller Anzug – für einige Abendveranstaltungen. Aber er hat nichts auf einem geschäftlichen Meeting verloren. Genauso wenig passt ein Sportjackett in die Oper. Das aber weiß im Grunde jeder. Oder sollte es wissen.
Sehen Sie hier eine perfekte Zusammenstellung unserer Anzugstile.
Todsünde 6: Nur ein Anzug
Das Problem wenn man Anzugträger ist, dass man im Grunde nicht nur einen Anzug besitzen sollte. Das hat nicht mal modische Gründe, man kann ja 2 oder 3 gleich aussehende Anzüge besitzen. Aber man sollte einem guten Anzug, z.B. aus 100% Schurwolle, eine Ruhezeit gönnen. Das heißt, man sollte den Anzug, wie gute Lederschuhe auch, nur einen Tag anziehen und ihm einen Tag Ruhe gönnen. Der Anzug, ob Maßanzug oder Stangenanzug spielt dabei keine Rolle, sollte auslüften und bei Schurwolle auch Feuchtigkeit aufnehmen können. Das glättet die Falten und beugt einer Geruchsbildung, zumindest bei 100% Schurwolle, vor. Das heißt, wenn Sie einen Anzug lange tragen wollen, sind mindestens zwei Anzüge nötig.
Der erfahrene Anzugträger weiß das natürlich. Oder doch nicht?